Dienstag, 16. Februar 2010

57

Frau Kommissarin. Ich bin wohl zusammengebrochen. Ich kann mich nicht erinnern. Ich kam in einem Bett in einem Krankenhaus zu mir. Alle Leute schauten sehr ernst. Die Krankenschwestern. Die Ärzte. Vater und Mutter. Jan und Astrid. Und Sie, Frau Kommissarin. Erinnern Sie sich, wie ernst Sie schauten. Wie fragend. Wie vorwurfsvoll. Waren Sie es, Frau Kommissarin, oder waren es meine Eltern, oder waren es die Ärzte, die veranlassten, dass ich in dieses Heim gebracht wurde, in dem ich nunmehr seit so vielen Jahren als Anatom lebe. In dem wir beide so viele Gespräche geführt haben, so viele Fälle gelöst haben. Sie, Frau Kommissarin, und ich, der Anatom, der Leichenaufschneider. Sie nannten mich zumeist nur einen Aufschneider. Das fand ich im Gegensatz zu Ihnen, Frau Kommissarin, nicht witzig. Ich konnte da überhaupt nicht lachen. Mache ich mich etwa über Ihre Arbeit lustig? Habe ich mich je über Ihre Arbeit lustig gemacht, Frau Kommissarin. Habe ich jemals wirklich gelacht?


Die Kost der Nadelspitzen 57 © 2010 Klaus Peter Buchheit ( E-Mail )

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