Dienstag, 16. Februar 2010

15

Kurz nachdem ich in der Schule so viele Fragen nach den Ofenschmidts gestellt hatte, zeigten einige Mitschüler nach dem Unterricht mit dem Finger auf mich, nannten mich abfällig bei meinem Nachnahmen: Baumschlag, und ließen mich stehen. Ich ging alleine nach Hause und erzählte niemandem davon. Aber jahrelang verprügelte, zerstückelte oder folterte ich auf jede erdenkliche Weise diese Kinder in meiner Fantasie. Warum sie es taten, erfuhr ich nie. Ich weiß auch nicht, warum ich diese Deppen ernst genommen hatte. Ich hatte sie nie leiden mögen. Ich hatte eigentlich nie etwas mit ihnen zu tun haben wollen. Und ihre Informationen über die Ofenschmidts waren sehr unzureichend. Frau Kommissarin, es lohnt nicht, sie heute ausfindig zu machen. Sie sind als Zeugen gänzlich unbrauchbar. Ich war ein einziges Mal bei diesen Klassenkameraden zu Hause eingeladen gewesen. Und ich rieche es noch heute, dass es bei ihnen stank. In der ganzen Wohnung roch es dermaßen penetrant süßlich, als würden hier Hasen verwesen oder Kartoffeln verfaulen. Ich sehe Bilder von verschimmeltem Gemüse vor mir, in das man aus Versehen hinein fasst. Alles ist ganz weich und schmierig und bietet keinen Widerstand. Alles ist nur eine schleimige Hülle voller übel riechender Ausdünstungen. Wenn man sie einatmet, nimmt es einem die Luft zum atmen. Der Geruch bleibt an den Fingern auch noch nach vielem Baden haften. Scheiße riecht dagegen geradezu vornehm.


Die Kost der Nadelspitzen 15 © 2010 Klaus Peter Buchheit ( E-Mail )

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