Dienstag, 16. Februar 2010

40

Ich dachte: Glückskind. Ich lachte mich innerlich an: Hans im Glück. Ich wusste: Mir ist alles möglich. Auch ein anderer Name. Ich wollte einen anderen Namen. Ich nannte mich Francis. Jetzt und für lange Zeit. Bis die Dinge geklärt sind. Dann durfte ich wieder heißen, wie ich hieß. Dann werde ich mich wieder anlachen, mir zulachen: Hans im Glück. Mutter mochte den Namen nicht. Sie hätte mich lieber Jean gerufen. Oder noch lieber: James. Nach James Dean. Den sie so sehr bewunderte. Sie sagte immer: der arme Junge. Er habe es so schwer gehabt. Er habe es nicht leicht gehabt. Ein schwieriges Leben. Wie Romy Schneider. Die Arme. Kein Glück im Leben. Ich dachte: Ich hatte Glück. Aber wenn ich keins hätte, dann wäre ich wie James oder Romy. Oder eben Francis. Nur nicht Hans. Sie mochte diesen Namen nicht leiden. Das sei Vaters Idee gewesen. Wegen Johann. Wenn schon Johann, dann doch Jean. Sagte sie mir einmal. Aber da sei es schon zu spät gewesen. Zu spät für James. Oder Romy. Und überhaupt, sie habe gar keine Kinder haben wollen.


Die Kost der Nadelspitzen 40 © 2010 Klaus Peter Buchheit ( E-Mail )

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen