Dienstag, 16. Februar 2010

16

In der Zeit, in der Vater nichts mit mir sprach, habe ich ihn in Gedanken gesiezt. Heute habe ich keine Anrede mehr. Er ist nur mehr Vater. Mutter habe ich nie in Gedanken gesiezt. Aber auch sie ist nur mehr Mutter. Zuzeiten gab es den Anreiz, ein fremdsprachiges Wort für die beiden zu benutzen. Aber dieser erregende Exotismus steht ihnen nicht zu. In meinem Denken zumindest nicht. Bei meinen Geschwistern mag es da anders aussehen. Auch wenn ich sie die beiden nie mehr als beiläufig habe ansprechen hören. Und subjektlos.

Vater sprach am meisten, wenn der Fernseher lief. Er kommentierte zum Leidwesen aller das Programm. Mutter sprach nur, wenn sie eine Krankheit hatte. Bis die Krankheit das alleine konnte. Mutter bekämpfte ihre Angst mit Pillen. Vater mit Moral.


Die Kost der Nadelspitzen 16 © 2010 Klaus Peter Buchheit ( E-Mail )

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